Anbau am Bahnhof Scharfenberg

Bahnhof
Scharfenberg
Bauakten

Die Archivalie des Monats Dezember ist eine Bauakte aus dem Jahr 1904. Diese Akte enthält Bauzeichnungen sowie den Schriftverkehr zu einem geplanten Anbau am Bahnhof Scharfenberg.

Die Direktion der „Westfälischen Landeseisenbahn Lippstadt“ sandte am 27. Mai 1904 an das „Amt Thülen zu Brilon“ eine Absichtserklärung. In dieser wird beschrieben, dass auf dem Bahnhof Scharfenberg an das dort vorhandene Abortgebäude ein neues Stallgebäude angebaut werden soll. Das Stallgebäude wurde mit zwei Ställen in der unteren Etage und der Möglichkeit, in der 2. Etage Heu zu lagern, geplant. Die Westfälische Landeisenbahn bat mit diesen Plänen um die baupolizeiliche Genehmigung des Projektes. Die Akte enthält zwei Baubeschreibungen, in denen auch detailliert auf die Baumaterialien und das Fundament eingegangen wird. Der Bauschein und eine Bauzeichnung liegen ebenfalls vor.

Die Bauzeichnung im Maßstab 1:100 zeigt, dass der Anbau die bereits vorhandenen Gebäude an Größe übertrifft. Es werden Grundrisse und Querschnitte der Gebäude aufgezeigt. Die Zeichnung ist sehr detailreich, wurde coloriert und am 16.06.1904 als geprüft unterzeichnet.

Dank eines Fotos aus dem 1974 erschienenen Buch „Amt Thülen“ von Alfred Bruns kann nachgewiesen werden, dass dieses Bauvorhaben tatsächlich umgesetzt wurde. Am linken Bildrand ist das geplante Stallgebäude zu sehen Es besteht in der unteren Etage aus Ziegelsteinen, in der oberen Etage aus Fachwerk.

 

Der Bahnhof Scharfenberg

Der Bahnhof in Scharfenberg war ein Haltepunkt der Möhnetalbahn, eine Bahnstrecke der Westfälischen Landes-Eisenbahn (WLE) die von Soest nach Brilon führte und die im Jahre 1898 eröffnet wurde.  Die Strecke wurde gut angenommen. 1938 verkehrten sechs Personenzugpaare auf dieser Strecke, 1954 verkehrten zwischen Soest und Belecke werktags sogar zehn Zugpaare, von Belecke bis Brilon sechs. Brilon war ein beliebtes Ausflugsziel im Personenverkehr. Nach und nach ging der Eisenbahnverkehr zurück. Eingestellt wurde der fahrplanmäßige Personenverkehr am 26. September 1958 zwischen Belecke und Brilon und am 28. Mai 1960 endete er auch zwischen Belecke und Soest. Diese Strecken wurden seitdem mit Busverbindungen abgedeckt. Auf vielen Bahnhöfen waren damals Holzladegleise eingerichtet, da die Holzabfuhr eine große Rolle im Güterverkehr in unserer Region spielte. An dieser Strecke (Höhe Heidberg) lag auch ein Treibstofflager, das im zweiten Weltkrieg genutzt wurde. Wie überall verlagerte sich der Güterverkehr nach und nach auf die Straße und die Güterzüge zwischen Belecke und Soest fuhren ab April 1970 nicht mehr. Teilstücke der ursprünglichen Strecke wurden weiter betrieben. 2008 wurde nur noch das Reststück Belecke–Rüthen bedient. Auf der alten Trasse über den Haarstrang, durch das Möhnetal von Soest nach Belecke und von Heidberg nach Brilon befindet sich heute ein Radwanderweg.

 

Bauakten im Stadtarchiv

Das Stadtarchiv als Gedächtnis der Stadt und des ehemaligen Amtes Thülen verfügt über eine Vielzahl an Bauakten, die in der Mehrzahl auch mit Bauzeichnungen und Lageplänen bestückt sind. Der Schriftverkehr gibt einen interessanten Einblick über Planung und Fertigstellung von vielen Neu-, Um- und Anbauten im Briloner Stadtgebiet. Darüber hinaus sind viele Bauakten von noch bestehenden Gebäuden noch heute in Benutzung: Sie werden in der Bauverwaltung der Stadt Brilon aufbewahrt und sind nur für die Betroffenen einsehbar.

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