Der Bau der Decca-Station Madfeld

Die sogenannte Decca-Station in Madfeld war von 1952 bis 1992 eine von vier Funkstationen auf deutschem Boden, die für die sichere Navigation von Flugzeugen und Schiffen in ganz Europa sorgte.

„Heute erschienen ein Oberbaurat des Verkehrsministeriums und 2 Herren von der Telefunkengesellschaft, sowie ein Engländer Mr. Briggs und erklärten, dass sie im Auftrage des Verkehrsministeriums in der Nähe von Madfeld Gelände für die Errichtung einer Sendeanlage aussuchen wollten, die dazu bestimmt ist, nach einem neuen in England patentierten Verfahren, das von der Telefunkengesellschaft in Deutschland erworben worden sein, den Fliegern automatisch Standort und Richtung anzuzeigen. Die englische Gesellschaft, die dieses Patent besitzt, heißt Decca.“ So beginnen die Akten zu dem Sendemast, der von 1952-1992 an der Bleiwäscher Straße in Madfeld stand und vielen bist heute unter dem Namen „Decca-Station“ ein Begriff ist.

Der nicht namentlich genannte Protokollant berichtet dann über den weiteren Verlauf des Besuchs: In Madfeld wurde Bürgermeister Otto Borghoff abgeholt und dann ging es zur Besichtigung verschiedener Standorte, die sich die Männer „mal eben“ überlegten und dann ihren Gästen präsentierten. Zuerst wurde die Stelle gezeigt, an der die „alten Radargeräte“ gestanden haben, welche den Herren sofort gefiel. Bei den „alten Radargeräten“ handelt es sich um Horch- bzw. Navigationsgeräte der Luftwaffe, die von 1943-1945 an dieser Stelle betreiben wurden.

Allerdings hatte Bürgermeister Borghoff an dieser Stelle direkt den Einwand, dass die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern sich schwierig gestalten könnten. Also wurden weitere potentielle Standorte besichtigt, die den Gästen allerdings nicht gefielen: Oberhalb der Schützenhalle (damals noch auf dem Röhlen) war es zu steil, Gut Almerfeld zu weit weg. Ein Stück in der Chaussee gefiel den Gästen wiederum sehr gut, doch Bürgermeister Borghoff lehnte diesen Standort aufgrund des erstklassigen Ackerbodens ab. Der Vorschlag Stemmel wurde auch wieder aufgrund des Gefälles abgelehnt. So kam man auf Vorschlag 1 zurück und kehrte ins Gasthaus Amen ein, um weitere Details des Projektes zu besprechen.

An diesen ersten Besichtigungstermin schlossen sich Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern, der VEW und Bauunternehmern an, um die Anlage bauen zu können. Am 18.1.1952 berichtet die Westfalenpost schließlich: „Verfliegen künftig unmöglich“ und berichtet sehr zum Missfallen der Madfelder von der neuen „Decca-Station Brilon“. Amtsdirektor Walter Dinkloh intervenierte daraufhin und wies die Westfalenpost sowie den Betreiber, die Telefunkengesellschaft, darauf hin, den Namen Madfeld für die Station zu verwenden. Nach diesen anfänglichen Schwierigkeiten war die Anlage 40 Jahre lang in Betrieb, um die Funknavigation nach West-Berlin gewährleisten zu können und wurde nach der Wiedervereinigung überflüssig. 1994 berichtete die WP letztendlich: „‘Watsons Turm‘ hat ausgedient – der Madfelder Sendemast steht nicht mehr“. Mit Watson war der Funker Arthur Watson gemeint, der 18 Jahre lang in der Madfelder Decca-Station arbeitete. Fotos der Station finden sich auch in dem Buch „1000 Jahre Madfeld“.

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