Nachweis über den Gang der Blumenschnade im Jahr 1513

Die Briloner Schnade

In aller Herrgottsfrühe treffen sich alle zwei Jahre die Briloner Bürger zum Schnadegang, der Kontrolle ihrer Stadtgrenzen. Dieser Inbegriff Briloner Brauchtums hat eine lange Tradition und ist den Männern vorbehalten. Der erste überlieferte Schnadezug fand am 24. Juni 1388 statt, wobei die Stadt Brilon mit der Grafschaft Waldeck einen Vertrag über die Grenzziehung zwischen der Keffliker und der Willinger Mark abschloss. Spätestens seitdem werden die durch Steine markierten Grenzen regelmäßig kontrolliert, lange Zeit alle vier Jahre, seit etwa 1770 (gesichert überliefert ab 1824) alle zwei Jahre. Bei einem Schnadegang wird im Uhrzeigersinn jeweils ein Fünftel der Stadtgrenzen kotrolliert, sodass erst nach fünf Schnadezügen in einem Zeitraum von zehn Jahren das gesamte Stadtgebiet einmal komplett umschritten wird.

Eine bedeutende Rolle bei der Schnade spielten die Schützen, die als waffentragende Organisation bei Grenzstreitigkeiten den Forderungen ihrer Stadt Nachdruck zu verleihen hatte. Daher wird der Schnadegang auch in das Schützenfest der St. Hubertus Schützenbruderschaft Brilon eingebettet.

 

Der Ablauf

Am letzten Montag im Juni um 6.30 Uhr versammeln sich die männlichen Schnadegänger in den blauen Schnadekitteln  vor dem Briloner Rathaus, warten auf die städtische Standarte, die vom Bürgermeister mit dem Schnadebuch an den Stadtschreiber übergeben wird und ziehen unter dem Glockengeläut der Propsteikirche aus.  Angeführt wird der Zug von den reitenden Repräsentanten der Stadt, die Briloner Männerschar folgt bei Wind und Wetter.

Die erste Rast am Frühstücksplatz ist ausschließlich den Männern vorbehalten, hier werden die Grenzsteine überprüft, der Stadtschreiber verliest den historischen Schnaderezess und Briloner Neubürger machen Bekanntschaft mit dem Grenzstein:  sie werden „gestutzäst“, also von vier Männern mit dem Hinterteil etwas unsanft gegen den Stein gestoßen. Danach erhalten sie die ehrenvolle „Stutzäsurkunde“, ab jetzt sind sie „echte“ Briloner.

Anschließend führt der Weg der Schnadegänger weiter bis zum Lagerplatz. Hier dürfen auch Frauen dazukommen und gemeinsam mit Gästen aus nah und fern, begleitet von Blasmusik und zünftigem Imbiss, wird dieses besondere Volksfest mitten im Wald bis in den frühen Abend gefeiert.  Am Ende des Tages, gegen 19.00 Uhr, wird zum Sammeln und Abmarsch geblasen. Männer und Frauen machen sich nun gemeinsam im Schnadezug auf den Rückweg in die Stadt, wo schließlich der Kump (Petrusbrunnen) auf dem Marktplatz dreimal unter Glockengeläut umrundet wird.  Zum Abschluss stellen sich die Stadtvertreter auf der Rathaustreppe auf, der Bürgermeister nimmt vom Stadtschreiber das Schnadebuch und die städtische Standarte wieder in Empfang und die Schützenoffiziere bringen die Fahnen zurück in das Rathaus. 

 

Die Blumenschnade 2022

In diesem Jahr wird die 24 km lange „Blumenschnade“ begangen, der Weg führt als einziger Schnadeweg ausschließlich durch die freie Feldmark, daher rührt der besondere Name.

Sie beginnt in Richtung Hasselborn, dann zur Bleikaule und zu den Fünf Brücken, hinterm Flotsberg her vorbei an den Hallersteinen zur Thülener Grenze bis zum Frühstücksplatz am Schwarzen Haupt.

Dann geht es weiter an der Rösenbecker und Messinghauser Grenze entlang bis nach Hoppecke durch Wilmes Haus. Dieses Haus steht genau auf der Grenze und wird tatsächlich von den Stadtverordneten durchquert, während der restliche Schnadezug neben dem Haus weiterzieht. Von dort geht es am Saatkamp vorbei zum Lagerplatz am Eschenberg.

Abends zieht der Schnadezug durch die Kupferschlage, über die L 870 und unterhalb des Tettler vorbei durch das Kirchloh. Schließlich ziehen die Schnadegänger an den Galmeibäumen entlang Richtung Marktplatz, um den Kump feierlich zu umrunden.

 

Erste erhaltene Urkunde über die Blumenschnade

Nachweislich wurde die Blumenschnade erstmals im Jahr 1513 begangen. Die Urkunde „Stadt Brilon Bestand A – Urkunden Nr. 133“ nennt als damalige Grenznachbarn das Kloster Bredelar und die Inhaber des adeligen Hauses Hoppecke, Johann von Dorvelde und seine Söhne.

Neben einer Streitigkeit des Klosters Bredelar mit Johann von Dorvelde, in der es im ersten Teil der Urkunde geht, wird auch die Schnade zwischen Messinghausen und Hoppecke erwähnt, die von den Brilonern „erneut abgeschritten und bestätigt“ wurde. Es wird darauf hingewiesen, dass sich die Nachbarn „gutnachbarliche Hude“ gönnen sollen – dieses Thema soll in den nächsten Jahren noch mehrfach zum Streitthema zwischen den Nachbarn werden.

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