Die Meldekarte des Kaufmanns Isidor Hesse

Die Archivalie des Monats November ist die Meldekarte des jüdischen Kaufmanns Isidor Hesse. Isidor wurde am 14.12.1893 in Ungedanken in der Nähe von Fritzlar geboren und heiratete die Brilonerin Rika Kahlenberg. Gemeinsam hatten sie vier Kinder und lebten ab 1920 in der Strackestraße 4. Anhand der Meldekarte erfahren wir auch sein Todesdatum: er verstarb am 16.1.1943 in Olsberg. Mithilfe seiner Meldekarte lassen sich diese Fakten schnell ermitteln.

Doch die Menschen hinter diesen Fakten werden erst mit weiteren Quellen lebendig: So sind sein Passfoto, seine Sterbeurkunde und weitere Akten und Zeitzeugenberichte überliefert. Auch die historische Einordnung der damaligen Zeit sollte nicht unbeachtet bleiben. Das rot gestempelte J auf der Karte und der Hinweis des Fortzugs seiner Frau am 2.3.1943 wirken erst einmal harmlos und verbergen doch das große Grauen des Holocaust: Neben dem Judenstern, den jeder Jude zu tragen hatte, wurden auch die Meldekarten und Ausweise als „jüdisch“ gekennzeichnet und in vielen Fällen für die Männer der Name „Israel“ und für Frauen der Name „Sara“ ergänzt.  Der Hinweis auf den Fortzug nach Polen ist nichts anderes als der Vermerk, dass die Familie deportiert wurde. Weitere Informationen zur Lebensgeschichte Isidors finden Sie hier.

 

Meldekarten als Quelle für die Ahnenforschung

Der Bestand an Meldekarten ist eine reichhaltige Quelle für Familien- und Ahnenforschung. Das Stadtarchiv Brilon beherbergt die Meldekarten der Einwohnermeldeämter der Stadt Brilon sowie des ehemaligen Amt Thülen und den zugehörigen Gemeinden (Alme, Altenbüren ab 1975, Bontkirchen, Brilon-Wald, Esshoff ab 1975, Gudenhagen-Petersborn, Hoppecke, Madfeld, Messinghausen, Nehden, Radlinghausen, Rösenbeck, Rixen, Scharfenberg, Thülen und Wülfte). Die Meldekarten decken in etwa die Zeit von 1925 bis 1975 ab und stehen interessierten Familienforscher:innen nach Ausfüllen des Benutzungsantrags und Prüfung aller Schutzfristen vonseiten des Archivs zur Recherche ihrer Familiengeschichte zur Verfügung.

Neben der Adresse und den Daten zur Person lassen sich über die Meldekarten oft auch Ehepartner, Eltern und Kinder ermitteln.  

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