Ilse Goldschmidt, geb. Hesse

Eine von über 300 Brilonern mit jüdischem Glauben - das ist ihre Geschichte!

Ilse Hesse wurde im August 1922 als ältestes Kind von Isidor und Rika Hesse, geborene Kahlenberg, geboren. In den Folgejahren bekam sie noch drei jüngere Brüder: Norbert, Martin und Helmut. Ilse wohnte zusammen mit ihren Eltern, Brüdern und der Oma in der Strackestraße 4 im Haus des Onkels Jakob Katz. Das erste tragische Ereignis in ihrem Leben  war der frühe Tod ihres Bruders Martin, er starb 1934 bereits mit 7 Jahren an einer zu spät erkannten Blinddarmentzündung. Ilse besuchte die Volksschule (heute: Engelbertschule) in Brilon und ergriff nach ihrer Schulzeit den Beruf der Hausangestellten, aber unter der SA wurde sie zur Zwangsarbeit in einer Fabrik verpflichtet.

Nachdem ihr Vater in der Progromnacht am 8./9. November 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht wurde, beschloss die Familie auszuwandern. Leider existierten weder Verwandte im Ausland, noch verfügte die Familie über die nötigen finanziellen Mittel. Ilses Tante, Bertha Katz, gelang die Ausreise in die Dominikanische Republik. Von hier aus sollten Devisen für die geplante Auswanderung zur Familie Hesse fließen, doch die Hilfe kam zu spät an. Ilse heiratete trotz der dramatischen Zustände 1942 Ludwig Goldschmidt aus Madfeld und zog vorübergehend zu ihm. Doch bereits im Januar 1943 mussten  sie in die Königstraße ziehen, wo die Familie Hesse bereits wohnte. Die ehemaligen Nachbarn versorgten sie weiterhin mit Nahrungsmitteln, um ihr Überleben zu sichern. Am 16. Januar 1943 verstarb ihr Vater Isidor Hesse bei Straßenbauarbeiten. Nach dieser Schreckensnachricht mußte sich Ende Februar die Familie letztendlich zur Deportation einfinden und in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar von ihren Freunden verabschieden. Diese wollten Ilse in einer Waldhütte verstecken, doch Ilse konnte ihre Mutter und den kleinen Bruder nicht im Stich lassen, sie waren bereits erkrankt. Am 02.03. 1943 wurde die gesamte Familie nach Auschwitz deportiert. Ihr Ehemann Ludwig wurde im KZ Bergen-Belsen vergast, amtlich für tot erklärt wurde er erst  im Jahr 1950.

 

Quellen: 

Demokratische Initiative Brilon e.V.: Juden in Brilon zur Zeit des Nationalsozialismus

Ursula Hesse: Jüdisches Leben in Alme Altenbüren Brilon Madfeld Messinghausen Rösenbeck Thülen – Von den Anfängen bis zur Gegenwart

 

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